Am ersten Tag der Republican National Convention gab Ex-Präsident Donald Trump bekannt, dass der Senator von Ohio, J.D. Vance, sein Vize-Kandidat für die Wahl am 5. November 2024 sein wird.
Vor seiner Wahl in den Senat im Jahr 2022 war Vance ein Tech-Risikokapitalgeber und Autor des Bestsellers "Hillbilly Elegy: A Memoir of a Family and Culture in Crisis" über seine Familiengeschichte, sein Aufwachsen in Middletown, Ohio, und die allgemeinen Probleme, mit denen sich weiße Amerikaner*innen aus der Arbeiterklasse konfrontiert sehen.
Auch wenn viele Deutsche sein Buch kennen könnten (Bundeskanzler Olaf Scholz hat es gelesen und war laut eigener Aussage "zu Tränen gerührt"), ist J.D. Vance in Deutschland weitgehend unbekannt. Das gilt auch für seine religiösen Ansichten. Wir haben uns angesehen, wie der Senator zu Religion und Glauben steht.
J.D. Vance: Spätberufener Katholik
J.D. Vance hat, ähnlich wie sein Running Mate Donald Trump, ein für amerikanische Verhältnisse ungewöhnliche Beziehung zum Glauben. Erst 2019 konvertierte er zum Katholizismus und ließ sich dabei taufen.
In einem Interview erklärte Vance, dass seine Hinwendung zum Katholizismus früher stattgefunden hätte, wenn es da nicht die Krise um sexualisierte Gewalt durch Geistliche gegeben hätte, die "mich dazu zwang, die Kirche als göttliche und menschliche Institution zu verarbeiten und was das für meinen zweijährigen Sohn bedeuten würde".
Im selben Interview verriet Vance auch, er habe als Student eine "wütende Atheisten-Phase" gehabt. Aufgewachsen sei er mit christlichen Verwandten, von denen viele aber nie in eine Kirche gegangen seien.
Katholischer Gottesstaat?
Vance hängt einer Glaubensrichtung an, die "Catholic integralism" genannt wird. Das ist eine geistige Strömung, deren erklärtes Ziel es ist, christlichen Einfluss auf die Politik auszuüben. Ihre Vordenker betonen, wie wichtig es sei, dass Menschen in Machtpositionen christliche Berater*innen an ihrer Seite hätten. Im Grunde kann man sie als eine katholische Entsprechung zu radikalen Evangelikalen bezeichnen, die ebenfalls nach Theokratie streben.
Fun fact: Adrian Vermeule von der Harvard University, ein führender Vertreter der Bewegung, erklärte, dass die Integralisten Trump als eine ähnliche Figur wie Konstantin den Großen ansähen – den römischen Kaiser also, der zum Christentum konvertierte. Vance selbst hat sich bisher nicht zu seiner eigenen Interpretation des Integralismus geäußert.
Allerdings erklärte Vance in einem Interview, die USA seien eine multikulturelle, multiethnische und multireligiöse Demokratie. Er glaube, dass die US-Amerikaner*innen noch nicht herausgefunden hätten, wie sie das mit einem grundlegenden Verständnis davon in Einklang bringen können, was es im 21. Jahrhundert bedeute, amerikanisch zu sein: "Ich bin der Meinung, dass der christliche Glaube ein guter Weg ist, um eine Antwort auf diese Frage zu geben."
Was das für seine eigenen politischen Positionierungen bedeutet, ist nicht ganz klar. So ist seine Haltung zur US-Version der Gretchenfrage ("Wie hältst du es mit der Abtreibung?") nicht eindeutig. Allerdings schwankt er nur zwischen kompletter Ablehnung und dem vorsichtigen Zulassen bestimmter Ausnahmen.
JD Vance' Frau ist keine Christin
J.D. Vance' Ehefrau, Usha, ist nicht christlichen Glaubens. Sie wuchs in einem hinduistischen Elternhaus auf, ihre Familie stammt aus Indien. Sie erklärt jedoch in einem Interview, sie habe ihren Ehemann ermutigt, den katholischen Glauben anzunehmen:
"Meine Eltern sind Hindus. Das ist einer der Gründe, warum sie so gute Eltern waren. Das hat sie zu sehr guten Menschen gemacht. Und ich denke, ich habe die Kraft dieser Überzeugung in meinem eigenen Leben gesehen. Und ich wusste, dass J.D. auf der Suche nach etwas war. Es fühlte sich für ihn einfach richtig an."
Über ihren eigenen Glauben sprach sie nicht viel, aber bei der gemeinsamen Hochzeit gab es zwei Zeremonien, von denen eine hinduistisch geprägt war.
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