Paul Regensburger war zu Beginn der 90er Jahre glücklich verheiratet, Vater zweier Kinder und zuverlässig in seinem Beruf als Maurer. Mit Beginn des Hausbaus begann Pauls Leben sich langsam zu verändern. Er schlief kaum noch, familiäre Probleme nahmen überhand und die Belastung  durch die zusätzliche Arbeit am eigenen Haus setzten ihn massiv unter Druck. Die Gesamtsituation raubte ihm letzten Endes gänzlich den Schlaf. 

"Es ging mir rundum gut, ich stand voll im Leben. In meiner Kindheit habe ich nicht gelernt über Gefühle zu reden. Darum ist es mir nicht aufgefallen, dass mit mir etwas nicht stimmt."

16 Stunden Tage über einen langen Zeitraum hinweg verbunden mit Schlafentzug sorgten für eine ernstzunehmende Mischung in Paul Regensburgers Körper und Geist. Seine Wahrnehmung veränderte sich, er befand sich in einer Phase höchster Euphorie, arbeitete unerlässlich und ging nachts in eine Grotte zum Beten, statt zu schlafen. Er bemerkte gar nicht, dass das kein gesunder Zustand ist. 

 

Sein Umfeld sprach ihn nicht auf sein verändertes Verhalten an

Die Menschen in seinem Umfeld registrierten zwar die Veränderungen, sprachen ihn aber nicht darauf an. Erst als sein damaliger Chef ihm riet zum Arzt zu gehen, fasste sich Paul ein Herz. Er kam kurz darauf mit der Diagnose paranoide Schizophrenie in die geschlossene Psychiatrie ins Bezirksklinikum nach Regensburg. Es dauerte lange bis er vollkommen verstehen konnte, unter welcher Erkrankung er leidet.

"Ich wollte wieder in das Leben einsteigen, aus dem ich herausgeworfen wurde."

Die Auswirkungen auf seinen Alltag sollte er erst nach seinem Klinikaufenthalt bemerken.
Paul Regensburger verlor die Fähigkeit zu arbeiten, er fühlte sich überfordert und traute sich kaum noch an einfachste Aufgaben. Er verfiel in eine tiefe Depression, war jahrelang gefühlstot. Er verlor die Verbindung zu seiner Frau, die Ehe zerbrach und endete in Scheidung. Außerdem wurde ihm das Sorgerecht für die beiden Kinder entzogen. Er ging erneut in die Klinik und begann eine Soziotherapie.

Er lernte mit der Diagnose ein neues Leben zu beginnen

Dort lernte er im Austausch mit anderen psychisch kranken Menschen seine Gefühle in Worte zu fassen.  In einer betreuten therapeutischen Gesprächsgruppe der Diakonie in Regensburg fand Paul Halt außerhalb der Klinikwände. Jahre später lernte er dort auch seine zweie Ehefrau Brigitte kennen.  Sie unterstützen sich gegenseitig, sorgten füreinander und bemerkten, dass sie sich trotz der psychischen Erkrankungen und Depressionen Liebe geben konnte. Leider verstarb Brigitte im März 2020.

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