Was sind die Themen, die die Evangelische Jugend in Bayern (EJB) aktuell beschäftigen?

Malte Scholz: Das sind viele Themen, die uns im Moment beschäftigen. Vorrangig sind es Veränderungsprozesse. Wir sind als Evangelische Jugend mitten in der Neustrukturierung, weil wir merken, dass sich vieles verändert. Wir müssen uns zukunftssicher aufstellen und deswegen haben wir gesagt, wir müssen jetzt in den Veränderungsprozess gehen. Wie können wir Jugendarbeit neu denken oder wie können wir Strukturen neu denken, um Kommunikation, Partizipation noch viel besser zu leben, aber gleichzeitig auch schlankere Strukturen zu haben? Das war ein großer Punkt.

Gleichzeitig ist das Thema Queer bei uns immer noch ganz groß und wie wir es als Evangelische Jugend schaffen, queerfreundlich zu sein. Da arbeiten wir gerade an Papieren, die demnächst veröffentlicht werden, als Arbeitshilfen für die Dekanate vor Ort. Es passiert also viel. Auch schauen wir in die Zukunft, wollen das Bonhoeffer-Jubiläum 2025 mitgestalten und beim Kirchentag 2025 in Hannover planen wir vielleicht auch dabei zu sein.

Das Thema Queer war auf der letzten Synode bereits Thema. Was ist da draus geworden?

Die Synode hatte im Herbst beschlossen, dass das Thema in eine Arbeitsgruppe gegeben wird. Diese Arbeitsgruppe hat sich jetzt formiert und arbeitet. Sie veranstaltet zum Beispiel am 11. Mai ein Hearing, zu dem queere Menschen, Interessierte und Interessensvertreter eingeladen sind. Es geht dabei darum, einfach mal zu hören, was queere Menschen in der Landeskirche brauchen.

Und gleichzeitig gibt es ja jetzt auch an dieser Synode eine Eingabe, die die Abschaffung des Magnus Consensus fordert (Anm. d. Red.: Für das Zusammenleben queerer Paare im Pfarrhaus musste bisher ein Einverständnis eingeholt werden, aktuell ruht die Regelung). Also, da passiert gerade was, da müssen wir schauen, was daraus wird. Wir haben das Thema ja als Evangelische Jugend eingegeben, hätten am liebsten schon in der letzten Synode alle unsere Forderungen beschlossen. Das ist noch nicht passiert, aber wir hoffen ganz inständig, dass die Arbeitsgruppe gute Ergebnisse liefert, mit denen wir nach vorne gehen können.

Wir wollen den vielen queeren Menschen in der Landeskirche zeigen, dass wir sie ernst nehmen, dass wir ernst nehmen, was ihnen passiert ist, und dass wir auch ernst nehmen, was in Zukunft sein soll, wie Kirche queer-freundlich sein kann.

Diese Synode steht unter dem Überthema Klimaschutz. Wie zufrieden seid ihr als EJ mit dem geplanten Gesetz und dem Klimafahrplan?

Erstmal sind wir zufrieden, dass es dieses Gesetz endlich, endlich gibt. Es hat lange gedauert, drei bis vier Jahre, glaube ich, von der Einbringung bis zum erarbeiteten Klimaschutzgesetz. Und jetzt würde ich sagen: Es ist der richtige Schritt.

Natürlich gibt es immer noch Bereiche, wo man sagt, da könnte man noch weitergehen. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Ernährung: Es ist zwar ein Fortschritt, dass auf der Synode nun immer ein vegetarisches Gericht als Alternative angeboten wird, aber das allein ist kein großer Schritt. Oder Mobilität: Braucht wirklich jeder Regionalbischof eine eigene Limousine und einen eigenen Fahrer?

Gleichzeitig sind das alles doch kleine Fragen, weil letztendlich ist ja unser Klimaabdruck größtenteils in Immobilien begründet, und da sehe ich auch ein: Immobilien sind ein großes Thema, denn eine Immobilie klimaneutral zu machen, das dauert einfach Jahre und da sind wir gerade mitten im Prozess.

Welche Immobilien behalten wir, welche werden wir los – das braucht seine Zeit. Deswegen ist 2045 zwar vielleicht nicht ambitioniert, aber wir müssen auch der Realität vor Ort entsprechen.

Wenn man in die Gemeindearbeit schaut und dem Kirchenvorstand zum Beispiel sagt, ihr müsst jetzt sofort eure Immobilie loswerden, weil sie nicht klimaneutral ist, ist das auch nichts. Deswegen glaube ich, dass wir gerade mit dem Klimafahrplan, der ja mit beschlossen wird, den richtigen Schritt gehen. Der Gedanke, dass wir in verschiedenen Schritten nach und nach vorangehen und Maßnahmen auch überprüfen, die vorher freiwillig waren, ist richtig – und wir wollen den Weg ja auch gemeinsam mit den Gemeinden gehen.

Was tut ihr als Evangelische Jugend für den Klimaschutz?

Wir haben schon vor einiger Zeit klimafaire Leitsätze erarbeitet, die zeigen, wie wir in den Dekanaten vor Ort klimafreundlich und auch öko fair arbeiten können. Gleichzeitig machen wir auch viel Bildungsarbeit. Wir machen im Jugendverband außerschulische Bildung und wir haben auch eine interne Jugendverbandszeitung, die zett, wo wir jetzt zum Beispiel immer eine Klimaseite drin haben. Die informiert über den Klimawandel, klärt auf und zeigt auch best-practice-Beispiele. Also, da passiert bei uns in der Evangelischen Jugend im Moment sehr viel über den Bildungsbereich.

Du hast gesagt, beim Thema Klimaschutz, das ihr initiiert hattet, hat es ein paar Jahre gedauert, bis es in der Synode. Gibt es aktuell auch ein Thema, bei dem du sagst, darüber müsste jetzt und nicht in vier, fünf Jahren entschieden werden?

Ich glaube, wir müssen über den Begriff Gemeinde reden. Wie verstehen wir in Zukunft Gemeinde? In der Kirchenverfassung steht ja die parochiale Gemeinde festgeschrieben, also kurz gesagt: Kirchturm, das ist gleich Gemeinde.

Als Jugendverband sehen wir für uns, dass Gemeinde auch was ganz anderes ist.

Eine Jugendgruppe ist eine Gemeinde, ein Jugendverband ist eine Gemeinde. Gerade mit Blick auf die Veränderungen, die Kirche durchmacht, müssen wir, glaube ich, zumindest wenn wir wirklich als Kirche in die Zukunft schauen wollen, den Begriff Gemeinde öffnen und auch Gottesdienstformen noch mal öffnen, breiter denken. Ich glaube, das passiert gerade schon, aber zum Beispiel an die Kirchen-Verfassungsreform traut sich bisher keiner ran. Ich glaube, das wäre was, wo wir schauen müssen, dass wir unsere Strukturen auch zukunftsfähiger aufstellen.

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