Hans Holbein d. Ä. (1465 – 1524) hatte seine Werke für Kirchen in ganz Deutschland und den Nachbarländern geschaffen. Der Bildersturm Reformation verursachte große Verwirrung für eine Werkschau, verstreute Kunstwerke von ihren ursprünglichen Standorten weg oder ließ sie ganz verschwinden. Viele wurden für die ehemalige Dominikanerinnenklosterkirche St. Katharina in Augsburg geschaffen, in der seit 1835 die älteste Filialgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ist. Doch diese ist seit dem Frühjahr 2022 wegen Sanierungsarbeiten geschlossen – und wird es wohl noch eine ganze Weile sein.
Eines dieser Werke ist die dreiteilige Basilikatafel "San Paolo fuori le Mura", um 1503/1504 entstanden, die jetzt den Besucher der Holbeinausstellung gleich am Eingang begrüßt – nebst dem Meister selbst als Plastik, bauchnabelaufwärts, mit charakteristischem, wildem Bart und Mähne, wie er sich auf einem seiner wenigen Selbstbildnisse selbst präsentiert hat. Künstlerin Hella Buchner-Kopper hat ihrem Holbein einen schicken Ledermantel geschenkt, wie ihn der Sohn eines Gerbers wohl getragen haben könnte.
Im Kontext zu zeitgenössischen Malern gezeigt
Präsentiert werden Holbeins Werke in den weiteren Räumen im Kontext mit jenen Künstlerkollegen, mit denen er gemeinsam die Voraussetzungen dafür schuf, dass Augsburg sich um 1500 zur europäischen Kunstmetropole entwickelte. Aus eigenen Beständen der Augsburger Kunstsammlungen, aber auch mit Leihgaben aus Berlin, München, Wien sowie aus Privatbesitz stammen die Meisterwerke des Spätmittelalters und der Frührenaissance. Die Schau umfasst künstlerische Stationen des Meisters, bis hin zu seinen letzten Jahren, die unter dem Eindruck von Grünewalds Isenheimer Altar standen.
Gastkurator und Kunsthistoriker Andreas Tacke (Trier) betont in seinem Essay im begleitenden Bildband, dass Holbein d. Ä. zu Unrecht im Schatten seines Sohnes steht, der "aus dem Blickwinkel der älteren Kunstgeschichtsschreibung dem neuen Typus des Renaissancekünstlers" entspricht. Der Vater dagegen galt lange als "Künstler der Übergangszeit", die zwar den Transformationsprozess an der Wende von Mittelalter zu Neuzeit mitgestaltet hatten, aber eben als gestrig galten.
Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Jeweils dienstags um 11 Uhr werden kunsthistorische "Holbein-Häppchen" von 30 Minuten serviert. Zur Abendführung jeweils Freitag von 16 bis 17 Uhr kann man tiefer in Themen einsteigen. Ein Highlight ist ein Kalligrafie-Kurs für Erwachsene, der am Sonntag, 15. September und 13. Oktober jeweils von 10 bis 16 Uhr, verbunden mit einer Führung durch die Ausstellung, unter anderem das Schreiben mit selbstzugeschnittener Rohrfeder an der gotischen Kurrent lehrt. In einer weiteren Führung mit anschließender Vorführung erhalten Interessierte am 21. September und 3. Oktober jeweils von 11 bis 13 Uhr Einblick in Drucktechniken – vom Herstellen des Druckstocks bis zum fertigen Druck.
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