Herr Knoblauch, Sie wurden vor ein paar Wochen von der "German Speakers Association" – dem Berufsverband professioneller Redner – mit der höchsten Auszeichnung bedacht: Sie wurden in die "Hall of Fame" aufgenommen, eine Würdigung, die vor Ihnen auch schon Leuten wie Anselm Grün, Reinhold Messner und Eckart von Hirschhausen zuteilwurde. Was macht aus Ihrer Sicht einen guten Redner aus?
Jörg Knoblauch: Wichtig ist ein exzellenter Inhalt, den so nicht jeder kennt, und spürbare Begeisterung für ein Thema. Die Redner, die richtig gut sind, sind in der Regel keine Intellektuellen, sondern Menschen, die ein Herzensthema haben, mit dem sie besonders überzeugen.
Können Pfarrer da von professionellen Rednern lernen?
Im Gegensatz zu Rednern, die mit einem Thema durch die Republik reisen und vor unterschiedlichem Publikum sprechen, haben Pfarrer jeden Sonntag dieselbe Gemeinde vor sich. Das macht natürlich einen Unterschied und ist herausfordernder als eine ausgefeilte Rede einem wechselnden Publikum zu präsentieren.
Allerdings müsste die rückläufige Zahl von Gottesdienstbesuchern zu denken geben.
Für viele Menschen scheint offensichtlich nicht lebensrelevant zu sein, was da von der Kanzel gepredigt wird.
Wie könnte man das ändern?
Ich komme aus der Wirtschaft und berate Unternehmen und denke, es müsste in der Kirche und besonders auch unter der Pfarrerschaft mehr Wettbewerbsdenken geben.
Dass wahrgenommen wird, ob jemand Dienst nach Vorschrift macht oder Leistung zeigt.
Doch oft scheint das Gegenteil der Fall zu sein: Wenn jemand 300 Gottesdienstbesucher pro Sonntag und ein hohes Spendenaufkommen hat oder viele Kinder tauft, wirkt das eher suspekt.
Jeder erhält sein Gehalt, egal ob im Gottesdienst fünf Leute sitzen oder die Kirche aus allen Nähten platzt. Es gibt leider keinerlei Kultur in der Kirche, um Leistung messbar zu machen oder um Predigten und Gottesdienste regelmäßig zu evaluieren und zu verbessern. Hier braucht es ein Umdenken.
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