Gleichgewicht, Unterdrückung und Frieden
Fürst Clemens Wenzel Lothar von Metternich (1773-1859) war österreichischer Außenminister und Staatskanzler in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und übte weitreichenden Einfluss auch auf die europäische Politik aus, die als "System Metternich" in die Geschichte eingegangen ist: Vor allem die Zeit des Wiener Kongresses 1814/1815 ist heute vor allem mit seinem Namen verbunden. Das liegt vor allem an seiner Anti-Politik: antiliberal, antikonstitutionell und antinational. Sein übergeordnetes Ziel war der europäische Friede, also: kein Krieg. Frieden bedeutete nicht Freiheit und Selbstbestimmung, sondern Unterdrückung nationaler und liberaler Forderungen des Volkes. Revolutionäre Ideen sollten im Keim erstickt, oppositionelle Bewegungen unterdrückt werden.
Metternichs Friedenspolitik war daher stark repressiv und setzte auf Überwachung, Verfolgung von Liberalen als "Demagogen", Zensur der Presse und Gleichschaltung der Universitäten, um Aufstände oder politische Umwälzungen zu verhindern. Nur diese autoritären Maßnahmen sollten seiner Meinung nach zu Stabilität und damit zu Frieden führen. Das "System Metternich” sicherte so die Fürstenherrschaft. Ein Schlüsselfaktor dafür war das Gleichgewicht der europäischen Großmächte.
Restauration der alten monarchischen Ordnung
Metternich studierte an der Universität Straßburg und später in Mainz Diplomatie. In dieser Zeit lernte er das Prinzip des Mächtegleichgewichts kennen, das ihn in seiner späteren Politik prägte. Nach diplomatischen Aufgaben in Dresden (1801-1803) und Berlin (1803-1806) wurde Metternich 1806 Botschafter in Paris. Dort konnte er die Politik Napoleons aus nächster Nähe studieren. Nach dem verlustreichen Krieg Österreichs gegen Frankreich 1809 wurde er eine Woche vor dem Frieden von Schönbrunn zum österreichischen Außenminister ernannt.
In dieser Funktion plädierte Metternich angesichts der Schwäche Österreichs zunächst für eine Annäherung an das übermächtige französische Kaiserreich, die sich unter anderem in der Heirat Napoleons mit der österreichischen Kaisertochter Marie Louise (1791-1847) manifestierte. Während Napoleons Russlandfeldzug, an dem auch österreichische Truppen beteiligt waren, gelang es Metternich jedoch, Österreich durch geschickte Diplomatie immer mehr in eine neutrale Vermittlerrolle zu manövrieren. Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Napoleon schloss sich Österreich 1813 der Koalition gegen Napoleon an.
Frieden um jeden Preis
Einen unumstrittenen Höhepunkt in Metternichs diplomatischem Wirken bildete der Wiener Kongress von 1814/1815, dem der österreichische Außenminister als Präsident vorstand. Nach über 20 Jahren Krieg galt es, Europa neu zu ordnen und eine möglichst dauerhafte Friedensordnung zu schaffen.
Als Vermittler zwischen den Großmächten und Moderator zahlreicher Verhandlungen trug er mit diplomatischem Geschick zu Kompromissen bei, die das Gleichgewicht der Mächte in Europa förderten. Sein Ziel war es, eine zu dominante Macht zu verhindern, insbesondere Frankreich, das nach der Herrschaft Napoleons zwar geschwächt, aber nicht völlig zerstört werden sollte. Als Dank für sein diplomatisches Geschick schenkte ihm der Kaiser das Weingut Johannisberg im Rheingau, von dem noch heute der berühmte Sekt "Fürst von Metternich" stammt.
Metternichs Ziel war es, die Legitimität der alten Monarchien zu stärken und viele alte Herrscherhäuser wieder zu etablieren. Die Gründung des Deutschen Bundes schließlich verband die beiden zentralen Prinzipien seiner Politik: das Gleichgewicht der Mächte und die Restauration der Monarchien. Der Bund verhinderte, dass Preußen zu mächtig wurde und das europäische Machtgefüge destabilisierte. Gleichzeitig sicherte der Deutsche Bund die Macht der Fürstenhäuser und unterdrückte nationale und liberale Bewegungen, die demokratische oder republikanische Strukturen anstrebten. Damit trug der Bund zu Metternichs übergeordnetem Ziel der Sicherung von Stabilität und Frieden bei.
Karriereende mit der Revolution von 1848
Diese Prinzipien sollten bis zur Revolution von 1848 in Europa Bestand haben, als nationale und liberale Bewegungen diese konservative Ordnung anfochten. Als die Revolution in Wien ausbrach, floh Metternich zunächst nach England, dann nach Brüssel. Erst drei Jahre später kehrte Metternich nach Wien zurück, wo er 1859 ohne weiteren politischen Einfluss starb.
Während moderne Friedensvorstellungen oft mit Menschenrechten, Demokratie und sozialer Gerechtigkeit verbunden werden, verstand Metternich Frieden eher "negativ", als Abwesenheit von Krieg und Aufruhr. Entscheidend war für ihn, dass politische Stabilität und Machtstrukturen erhalten blieben - auch auf Kosten individueller Freiheiten.
Was für eine böse Sache ist der Krieg! er besudelt alles, sogar das Denken, und ich ringe sehr darum, dass mir das nicht passiert. Deshalb arbeite ich ungeachtet allen Geschreis der Dummen und der Narren für den Frieden – ich will ihn schnell und gut.
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