Freiheit wird nie geschenkt, immer nur gewonnen.

Heinrich Böll (1917-1985) verstand sich als "leidenschaftlicher Zeitgenosse". "Wir Autoren sind die geborenen Einmischer", sagte der Kölner Schriftsteller einmal. Seine Werke gehören mit weltweiten Millionenauflagen zu den meistgelesenen der deutschen Nachkriegsgeschichte, 1972 bekam er als erster Deutscher seit Thomas Mann den Literaturnobelpreis. Noch größer als seine literarische Wirkung war aber wohl die gesellschaftliche: Die politische Kultur der Bundesrepublik wurde über Jahrzehnte mitgeprägt durch die Böll-Debatten. Am 21. Dezember 2017 wäre der streitbare Autor 100 Jahre alt geworden.

Lebensgeschichte von Böll 

Böll wuchs in Köln in einer kinderreichen, katholischen Kleinbürgerfamilie auf. Im Zweiten Weltkrieg war er einfacher Soldat, desertierte kurz vor Kriegsende und kehrte 1945 aus US-Gefangenschaft nach Köln zurück, wo er ab 1947 erste Texte veröffentlichte. Sein Aufstieg begann, als er 1951 den Preis der "Gruppe 47" erhielt. Bis zu seinem Tod wurde er vielfach ausgezeichnet, neben dem Nobelpreis unter anderem mit dem Georg-Büchner-Preis (1967), der Carl-von-Ossietzky-Medaille (1974) und der Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln (1982). Das Bundesverdienstkreuz lehnte er 1979 ab.

Schon zu Lebzeiten war Böll mit seinen Erzählungen ein Klassiker der Gegenwartsliteratur. Werke wie "Ansichten eines Clowns" (1963) und "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1974) wurden Schullektüre. Neben Kurzgeschichten, Satiren und Romanen schrieb Böll Hörspiele und Drehbücher, Theaterstücke und Gedichte. Gemeinsam mit seiner Frau Annemarie, die vier Söhne zur Welt brachte, übersetzte er englische und amerikanische Literatur. Einige seiner Texte wurden postum veröffentlicht, zuletzt erschienen Anfang Oktober Kriegstagebücher der Jahre 1943 bis 1945.

Besonderheiten in seinen Erzählungen 

Die Stoffe und Motive Bölls spiegeln die Erfahrungen seiner Zeit: Krieg und Wiederaufbau, Adenauer-Ära, Deutscher Herbst. Böll stelle einfache Menschen und ihre selbstverständliche Mitmenschlichkeit den Großen dieser Welt gegenüber, den Geldmenschen, Ästheten und Klerikern, sagt der Osnabrücker Theologe und Literaturkenner Horst Georg Pöhlmann. "Böll ist nicht passé, er ist zukunftsweisend." Auch die Literaturwissenschaftlerin Christine Hummel hält Bölls Texte keineswegs für verstaubt, weil er Grundbefindlichkeiten seiner Zeit erfahrbar mache. Sein Blick auf die Gesellschaft fehle heute.

Böll selbst verriet, als Autor hätten ihn nur zwei Themen interessiert: die Liebe und die Religion. Dass christlich-religiös nicht kirchlich bedeute, sei ihm durch seine Eltern, "antikirchliche Katholiken", sehr früh vertraut gewesen. Zeitlebens begegnete Böll der Amtskirche mit beißender Kritik und geißelte Unbarmherzigkeit, Scheinheiligkeit und autoritäre Strukturen. 1976 trat er aus der katholischen Kirche aus.

In die politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit mischte er sich kontinuierlich ein und polarisierte durch seine oft unbequeme Haltung. In seinen literarischen Texten ebenso wie in Essays und Reden prangerte er Machtwillkür und Missstände in Staat, Kirche und Gesellschaft radikal an.

"Von den engagierten westdeutschen Autoren war Böll der erste", urteilte Günter Wallraff. Vielen galt Böll als moralische Instanz oder Gewissen der Nation, andere diffamierten ihn als geistigen Terrorhelfer und forderten gar seine Ausreise.

Er setzt sich für den Frieden ein

Böll nutzte seine Prominenz für gesellschaftliches und politisches Engagement, wo er konnte. Als Vorsitzender des Internationalen PEN-Clubs half er in den 70er Jahren sowjetischen Dissidenten wie Lew Kopelew und Alexander Solschenizyn, der zeitweise bei ihm wohnte. In den 80er Jahren engagierte er sich für die Friedensbewegung, nahm an Sitzblockaden gegen die Stationierung von Atomraketen teil und unterstützte die neu gegründete Partei der Grünen.

Die schärfsten Kontroversen um Böll wurden während der Hysterie rund um den RAF-Terrorismus Anfang der 70er Jahre ausgetragen. Böll forderte einen fairen und rechtsstaatlichen Umgang mit den Terroristen und warf der "Bild"-Zeitung Stimmungsmache und Verleumdung vor. Dies löste eine Hetzkampagne gegen den Schriftsteller aus, an der sich auch konservative Politiker beteiligten. Die Polizei durchsuchte Bölls Landhaus in der Eifel.

Ehrung mit dem Literaturpreis 

Ausgerechnet 1972, im Jahr seiner größten Anfeindung, erhielt Böll den Literaturnobelpreis. Zwei Jahre später erschien seine Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" - eine Abrechnung mit dem Sensationsjournalismus. Die Werke Bölls wurden in Dutzende Sprachen übersetzt, viele verfilmt oder vertont.

Am 16. Juli 1985 starb der Autor im Alter von 67 Jahren in seinem Haus im Voreifel-Ort Langenbroich, das heute Stipendiaten eine vorübergehende Bleibe bietet. Ob sich die Nachwelt für seine Werke interessiert, war für ihn wohl keine drängende Frage. Die Beständigkeit der Kunst sei ihm nicht wichtig, sagte er einmal.

"Kunst wird von Zeitgenossen für Zeitgenossen gemacht."

 

Buchtipp

Das Buch von Heinrich Böll, mit dem Titel:"Heinrich Böll - Briefe aus dem Krieg 1939 - 1945" ist ein Buch, wo Briefe aufgezeigt werden. Nämlich in der Zeit des 2. Weltkrieges. Während dieser Jahre hat Böll fast täglich Briefe geschrieben, die überwiegend an Annemarie Cech, die in dieser Zeit seine Frau wurde, gerichtet sind, aber auch an die Familie und Freunde. Die Briefe beschreiben den Soldatenalltag und den Krieg. 

 Das Buch hat folgende ISBN: 978-3462030228 und kostet: 65,90 EUR. Herausgebenden hat es Jochen Schubert. Erscheinungsdatum des Buches: 24.09.2001 und hat insgesamt 1656 Seiten. 

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